Wir haben uns mit Alexandra Pauly, Gründerin von FlamingoCat getroffen und über Führungsverantwortung, geometrischen Schmuck und Workshops gesprochen.

Das Label ist seit einigen Jahren in Leipzig ansässig und gleichermaßen für seinen markanten geometrischen Schmuck, wunderbare Workshops und eines der schönsten Leipziger Ladengeschäfte bekannt.

Von der Zahnmedizin zum Tatort

Vor FlamingoCat studierte Alex Zahnmedizin, wobei ihr bereits während des Studiums klar wurde, dass dies nicht ihr späteres Berufsfeld sein würde. Generell sieht Alex kein Problem darin, den Quereinstieg in einen fachfremden Bereich zu wagen, denn die Wahl der Erstausbildung trifft man in einem Alter, in dem persönliche Stärken und Interessen vielen noch nicht klar sind. Rückblickend hatte Alex nach dem Abitur auch die Option eine Ausbildung zur Holzbildhauerin zu beginnen, entschied sich allerdings - wie alle anderen aus ihrem Jahrgang auch – für eine universitäre Ausbildung. Ein paar Jahre später wurde Alex immer deutlicher, dass die kreative Ader, die sie schon immer hatte, weitergedacht werden musste. Mit dem Erhalt des ersten Staatsexamens schloss Alex dann endgültig mit dem Thema Medizin ab.

Der Weg in die kreative Richtung führte sie zunächst zum Fernsehen, wo sie für den Tatort-Leipzig Komparsen castet und später für RTL-Berlin als feste Redakteurin arbeitet. Sie startet von Null, setzt sich trotz Skepsis von Seiten der Kollegen durch und etabliert kurzweilig sogar ein DIY-Format im Mittagsfernsehen. Nach zwei Jahren zog Alex ihr Resümee bezüglich Job und Berlin und kehrte nach Leipzig zurück. Sie nahm sich eine einjährige Auszeit und wog ihre Möglichkeiten ab, wie persönliche Stärken und Berufsweg sich künftig zu einem Weg vereinen ließen.

Versuch macht klug: von XXL-Ketten zu FlamingoCat

Per Zufall kam dann eine Kooperation mit einem Freund zustande, der gerade im Begriff war, sein eigenes Unternehmen aufzubauen, dessen Dreh- und Angelpunkt die Nutzung von Lasermaschinen war. Im Kontext der Designers` Open kam Alex die Idee, den Einsatz der Maschinen neu zu denken und das Material Holz für Design-Stücke zu nutzen. Resultat der ersten Design-Versuche waren dann noch eher unpraktikable Varianten, wie etwa 50 cm breite Kettenanhänger. Zusammen realisierten die beiden im Trial and Error Verfahren die ersten Schmuckstücke, die bereits damals die charakteristischen geometrischen Formen aufwiesen. Die ersten kundentauglichen Stücke entstanden quasi in Alex Küche, wo sie den Holz-Rohformen Farbe und Ketten verpasste. Diese präsentierte sie dann auf der Designmesse und bekam positives Feedback seitens der Besucher. Die unerwartete Aufmerksamkeit und der Erfolg ihrer Stücke führten fast zeitgleich zur Namensgebung FlamingoCat und der Eröffnung ihres ersten Dawanda Shops.

Schmuck in der Fleischerei

Die nächsten Schritte in Richtung FlamingoCat fanden zunächst zögerlich statt, denn der Gedanke womöglich in die Selbstständigkeit zu gehen, schreckte Alex damals eher ab. So fügte sie nach und nach testweise Elemente hinzu, bis unverhofft der Punkt kam, an dem ein Schritt in die Professionalität unvermeidlich wurde. Zusammen mit ihrem damaligen Mitbewohner, der Fotograf war, fanden sie zufällig die perfekte Location in der Südvorstadt, die bis heute Showroom und Werkstatt ist. In einem alten Fleischerei-Geschäft auf der Kurt-Eisner-Straße, das ein architektonisches Vorzeigebeispiel für Gründerzeit und Jugendstil ist, entstand das Herz des Labels FlamingoCat. Dank Original-Fliesen und bemalter Glasdecke aus der Zeit stellt sich beim Besucher des Ladens automatisch Wohlbefinden und Staunen ein. Die Atmosphäre des Ladens und die nicht weniger großartigen Schmuckstücke ergänzen sich perfekt zu einem Gesamteindruck, der wesentlich den Charakter des Unternehmens prägt.

Die ersten FlamingoCat-Workshops

Wiederholt nahm Alex wenig später an den Designers Open als externer Spot teil und entwickelte dafür ihre ersten Workshop-Ideen, für die das Unternehmen heute gleichermaßen wie den Schmuck selbst bekannt ist. Ihre Workshops basieren auf dem DIY-Gedanken und trafen auf positive Resonanz von Frauen, die Spaß daran hatten, Schmuck selbst zu entwickeln. Hier machte sich ihre Erfahrung aus der Zeit bei RTL bezahlt und ihre Freude daran, anderen ein Format als auch Teilhabe am Selbermachen zu bieten. So wurde das regelmäßige Veranstalten von Workshops zum festen Bestandteil von FlamingoCat. Derweil hat Alex ein buntes Team aufgebaut, dass die Workshops deutschlandweit realisiert und die unterschiedlichsten Kompetenzen abdeckt. Die Bandbreite, der von FlamingoCat angebotenen Workshops reicht heute von den klassischen Schmuck-Workshops über Blumenkranz-Binden bis hin zu Makramee-Workshops. Wobei die Möglichkeiten der Organisation voll ausgeschöpft werden und Workshops indoor sowie in der Natur, in Hotels als auch im Privaten angeboten werden. Ebenso ist die Zielgruppe heute weit gefächert, was man daran sieht, dass sowohl DIY-Partys, Junggesellinnenabschiede als auch Kindergeburtstage realisiert werden.

FlamingoCat: damals & heute

Mittlerweile finden sich im Produkt-Portfolio von FlamingoCat auch Stücke aus hochwertigen Materialien wie Silber und Gold, die sie auf Basis ihrer Entwürfe von einem lokalen Goldschmied aus Gohlis umsetzen lässt. Nach wie vor folgt die Formsprache der Stücke klaren Linien und ist dabei schlicht und zeitlos. Das Design ihres Schmucks entwickelt Alex heute weit bewusster als am Anfang und gründet dies oft auf kundenseitigen Input.

Momentan steht erstmalig die Überlegung an, eine größere Investition zu tätigen, die den Aufbau einer Gewerbeeinheit beinhaltet, die gänzlich dem Workshop-Thema gewidmet ist. Alex ist zugleich sehr ehrgeizig als auch bedacht, weswegen sie FlamingoCat bewusst weiterentwickelt und im Zweifelsfall eher auf Sicherheit setzt als auf Risiko. Die Verantwortung, die mit Fremdfinanzierungen als auch Fremdbeteiligungen einhergeht, wägt sie genau ab. Aus dieser Überlegung heraus, war es trotz diverser Glücks- und Zufälle eine bewusste Entscheidung ihrerseits in die Selbstständigkeit zu gehen. Nach fünf Jahren des Bestehens stehen zudem strukturelle Veränderungen an, die Alex gerade plant: wie etwa die Festanstellung ihrer Workshop-Crew. Auch mit diesem Thema geht sie nicht leichtfertig um, denn die damit einhergehende Verantwortung für andere will geplant sein. Verantwortung und Verlässlichkeit stellt die Gründerin bei ihren unternehmerischen Entscheidungen über grenzenloses und maßloses Wachstum.

Ihre persönliche Entwicklung über die Jahre des Gründens fasst Alex so zusammen, dass sie sich mittlerweile mehr zutraut und selbstbewusst sich und ihr Unternehmen vertreten kann. Dazu gehört auch eine gewisse Immunität gegenüber Unsicherheit und Kritik. Glücklich und ausgefüllt würde sie sich heute beschreiben und ist sich im Gegensatz zu früher absolut sicher, mit der Selbstständigkeit den richtigen Weg gegangen zu sein.

Tipp für Gründer

Alex Ratschlag für Gründungswillige: die regelmäßige ehrliche und realistische Bestandsaufnahme nicht außer Acht lassen. Unternehmen und Gründungsideen scheitern nicht von jetzt auf gleich - viele Entwicklungen lassen sich allein aus aufmerksamer Beobachtung absehen. Kunden geben indirekt als auch direkt Feedback, welches man beachten sollte, um entsprechende Anpassungen vorzunehmen. Eine Idee selbst für den großen Wurf zu halten, bringt wenig, wenn es dafür keinen Markt gibt und die Nachfrage ausbleibt. Dazu gehört auch, die persönliche Distanz zu wahren und Kritik nicht persönlich zu nehmen, sondern vielmehr einen Mehrwert daraus zu ziehen. Hilfreich hierfür ist sich zu vernetzen und mit anderen zu sprechen, die auch gründen und ähnliche Themen haben. Vom Gründen abraten, würde Alex denjenigen, die nicht gut mit Kritik umgehen können und nicht flexibel genug sind, die eigene Idee ein Stück weit auch an Nachfrage und Kundenwünsche anzupassen. Allerdings im Zweifelsfall lieber den Versuch starten, als es später zu bereuen. Denn auch FlamingoCat, das heute gut und profitabel läuft, war zunächst eher durch Glücksfälle als durch eine konkrete Gründungsabsicht gezeichnet.

Nachgefragt bei Alex Pauly, Gründerin von FlamingoCat

Seit wann bist du in Leipzig?

Seit 2014

Warum gerade Leipzig?

Der Umzug zurück nach Leipzig war ganz klar für mich, allein weil mein Freund hier lebte und ich Leipzig als Stadt auch vermisste. Ich finde es hier wunderschön und möchte eigentlich auch nirgends anders wohnen.

Dein Leipzig-Geheimtipp?

Im Sommer kann ich das Zierlich Manierlich am Richard-Wagner-Hain empfehlen. Allgemein ist das Goldstein Interieur auf der Karli ebenfalls sehenswert, das man auf dem Gelände der Feinkost findet. Hier gibt es eine riesengroße Auswahl an sehr schönen und besonderen Einrichtungsgegenständen sowie Möbeln, die alle im Haus aufgearbeitet wurden. Den besten Kaffee der Stadt gibt es übrigens in der Kaffeerösterei Röskant im Zentrum Süd, muss man probiert haben.

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