Wir haben Franzi und Flo vom Label Franziska Klee in ihrem Laden auf der Georg-Schumann-Straße besucht und uns über Leder, den fachfremden Quereinstieg in die Selbstständigkeit und Überraschungen auf der Georg-Schumann Straße unterhalten.
Franziska ist gelernte Chemie-Laborassistentin und war vorher lange für einen Pharmakonzern in München im Bereich Qualitätsmanagement tätig. Der Aufbau des Labels Franziska Klee und die Verarbeitung & Herstellung von Lederwaren war somit ein Quereinstieg. Die Erfahrungen aus ihrem vorherigen Beruf sind dennoch wertvoll, denn die über Jahre gelernte Strukturiertheit und Genauigkeit kommt ihr in der Selbstständigkeit sehr entgegen - angefangen bei der Kommunikation mit Lieferanten bis zur Produktion selbst. In der Selbstständigkeit konnte Franziska die für sie wichtigen Dinge vereinen: Kreativität, Freiraum und Selbstbestimmtheit.
Klee Unikate: reduziert, zeitlos & praktisch
Die Qualität ist der Gründerin sehr wichtig bei ihrer Arbeit. Ihre Produkte sind keine Massenware, sondern werden erst nach Auftrag von ihr gefertigt. Eine sehr bewusste und ressourcenschonende Arbeitsweise. Somit erhält auch jeder Kunde ein echtes Klee-Unikat, das mit viel Sorgfalt genäht wurde. Ihre Produkte bewegen sich im gehobeneren Preissegment und das Konzept ist auf einen bewussten Kauf ausgelegt, weswegen sich auch im Laden selbst nur einzelne Ausstellungsstücke befinden. Erste Informationen, wie etwa Preis und Herkunft des Materials findet man auf ihrer Internetpräsenz. Ebenso findet sich hier ein Konfigurator, der erfreulicherweise den Kunden die Möglichkeit bietet, mit Farbe und Kombination zu spielen und wie die Optik der Homepage auch, schon vorab eine Beziehung zu ihrer Arbeit erlaubt. Die Designs entwickelt Franziska selbst, meist nur mit grober Skizze und unbedingt am Arbeitstisch, denn die praktische Arbeit inspiriert sie mehr als endlose Vorüberlegungen.
Rohstoff ihrer Arbeit ist vorwiegend pflanzlich gegerbtes Ökoleder aus Bayern, dass die Natur als auch den Träger schützt. Zu den Eigenheiten des Materials gehört auch, dass dieses durch den Verzicht auf chemische Zusatzstoffe einen individuellen Charme bekommt. Das Material wurde nicht mittels Chemikalien auf Hochglanz poliert, sondern man sieht ihm seine Geschichte an.
Initiative Georg-Schumann-Strasse
Franziska begeistert sich schon sehr lange für das Nähen. Ihre frühen Projekte fasste sie in Blogbeiträgen und Tutorials zusammen. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte eine Clutch, die sie für die Hochzeit einer guten Freundin nähte. Das war auch das erste Werk, für das sie Leder statt Stoff verwendete. Die Resonanz zu dieser Tasche war so groß und positiv, dass der Schritt in die Selbstständigkeit nahe liegend war. 2012 wurde dann das gleichnamige Label gegründet und die dazugehörige Homepage angelegt. 2015 erfolgte dann der Umzug von München nach Leipzig und später die Ladeneröffnung in Gohlis auf der Georg-Schumann-Straße. Das Paar wohnte vorher bereits in Gohlis und zog dann um, da sich schwer 2 Erwachsene, 2 Kinder und eine Werkstatt in einer Wohnung vereinen lassen. Der neue Laden erlaubte dann die notwendigen Entfaltungsmöglichkeiten. Bei der Renovierung der Geschäftsräumlichkeit unterstütze sie finanziell der ‘Georg-Schumann-Straße’ Fonds, optisch steuerte das Studio Oink - ein direkter Nachbar - Inspirationen und Ideen bei.
Heute steht der Laden als gelungenes Gesamtkonzept dar und gewährt den perfekten Rahmen für die Produkte des Labels. Was früher einmal die Ladentheke gewesen ist, bietet heute einen interessanten Einblick auf den Nähtisch. Das Mehr an Raum erlaubt es den beiden auch ihre kleine Tochter bei der Arbeit zu haben. Bei ihrem ersten Kind gelang es noch Elternzeit und Arbeit unter einen Hut zu bringen, mit dem zweiten haben die beiden sich jedoch für ein andere Lösung entschieden: eine quasi gemeinsame Elternzeit, in der sie sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung als auch Arbeit unterstützen. Das hilft bei der Bewältigung des Arbeitspensums, vermeidet Nachtschichten und hilft, wenn etwa beide Kinder gleichzeitig krank werden und besonderer Aufmerksamkeit benötigen.
Label Franziska Klee: damals & heute
Zukünftig will Flo seinen bisherigen Job auch reduzieren, sodass er in Teilzeit mehr im Laden mitwirken kann und beide zusammen das Label größer ausbauen können. Franziska bezeichnet ihr Label als drittes Kind, dass anstrengend sein kann, aber eben auch geliebt wird und daher im Zweifelsfall die Kraftanstrengung auch wert und alternativlos ist.
Die Lehre der letzten Jahre? Mach’s selbst! Rückblickend sagen beide über den Weg zu ihrem Label & Laden, wie es jetzt da steht, dass viel Lehrgeld gezahlt wurde, dies sich aber auch ausgezahlt hat. Mittlerweile machen die beiden fast alles selbst - von der Homepage, über das Marketing bis hin zur Produktion. Zudem darf und sollte man als Gründer schon abwägen, was für das eigene Geschäft relevant ist. So besuchen sie beispielsweise nicht mehr jede Messe - eine realistische Abschätzung über Kosten und Nutzen schadet in keinem Fall. Da kann das Bauchgefühl sehr helfen.
Künftig werden die beiden zudem von ihrer ersten Mitarbeiterin unterstützt. Das Label wächst und bringt neue Fragen mit sich. Lohnproduktion kann Franziska sich momentan nicht vorstellen, dafür ist ihr zum einen der persönliche Bezug zur Herstellung zu wichtig, als auch die Qualität. Bewusstsein für die Produkte als auch die Produktion prägen viel im Label Franziska Klee.
Nachgefragt bei Franzi & Flo von Franziska Klee
Seit wann seid ihr in Leipzig?
Wir sind 2015 nach Leipzig gezogen
Warum gerade Leipzig?
Ursprünglich kommen wir aus der Region. Ich komme aus Thüringen und Flo aus Sachsen. Auch wegen der Kinder wollten wir gerne wieder näher bei der Familie sein. Und Leipzig gefällt uns sehr gut - wir fühlen uns hier wohl. Zudem bietet Leipzig als Standort einige Vorteile aus logistischer und infrastruktureller Sicht. Im Vergleich zu München kann man sich hier auch die Ladenmieten leisten.
Dein Leipzig-Geheimtipp?
Die Georg-Schumann Straße! In unserer direkten Nachbarschaft befinden sich das Interior Design Studio Oink, die Hart&Herzlich Patisserie und das le caphe. Eine tolle Kombination und absolut empfehlenswert. Wenn man will, kann man hier auf ein paar Metern Weg süß und herzhaft kombinieren.