Bastl Boards & Shredderei

Wir haben uns mit Sebastian Mühlbauer, Gründer von Bastl Boards getroffen und uns über nachhaltiges Design, richtig guten Kaffee und internationale Absatzmärkte unterhalten.

Im Leipziger Westen ist über die Jahre im Tapetenwerk ein kreativer Hotspot namens Shredderei entstanden, dessen Dreh- und Angelpunkt Longboards sind. Das von Sebastian gegründete und geführte Unternehmen Bastl Boards ist hier ansässig, dass auf die Entwicklung und den Bau der Bretter spezialisiert ist. Zum Gesamtkonzept gehört außerdem ein Cafe, das qualitativ einem traditionellen Kaffeehaus in Nichts nachsteht.

Shred Expo: Begeisterung für Boards teilen

Jedem, der begeistert Board fährt, ist die Shred Expo zu empfehlen, die dieses Jahr am 1. und  2. Februar im Tapetenwerk stattfindet. Das Shred Meet & Greet wird von der Bastl Board Family organisiert und lädt alle Longboard-Fans und den gesamten Skateboard-Dunstkreis ein, sich neue Ideen anzuschauen, auszuprobieren und die besten Geschichten des letzten Jahres beim besten Kaffee Leipzigs auszutauschen. Die Shred Expo wird von Bastl Boards zum zweiten Mal organisiert.

Zur Veranstaltung wird eine Bar in die Halle gebaut und die Wände im Sinne einer Galerie gestaltet, die für Künstler gegen Spenden zur Verfügung gestellt werden. Andere Brands sind herzlich eingeladen, Stände aufzubauen und sich und ihre Produkte zu präsentieren. Der Grundgedanke ist eine kollektive Ausstellung, die sich ganz der Begeisterung für Boards widmet und wer die Bastl Boards mal gesehen hat, weiß, dass der künstlerische Aspekt bei der Gestaltung eine wichtige Rolle spielt.

Im Rahmen der Veranstaltung wird unter anderem offiziell die neue Bastl Boards Rainbow Collection präsentiert. Die Planung der neuen Kollektion begann für Sebastian mit einem Besuch der Graphic Days in Berlin, wo er Marlene kennenlernte, eine Künstlerin, deren Stil ihn überzeugte. Zusammen mit dem befreundeten Siebdruck-Künstler Carlo und zwei weiteren lokalen Größen entstand dann in Kooperation das Rainbow Thema, das jedem Brett entsprechend seinem Charakter das passende Design verleiht. Optisch liegt der Fokus auf den starken Farben und der Darstellung von Dschungel-Tieren.

Charakteristisch für die neue Kollektion ist ebenfalls, dass jeder sein passendes Board findet: vom klassischen Skateboard, zum Longboard bis hin zum Downhill Board. Damit deckt Bastl Boards alle Nischen ab und hat eine Produktpalette geschaffen, die breit aufgestellt ist und zugleich mit einem hohen Wiedererkennungswert punktet.

Von der Kleinserie zum Unternehmen Bastl Boards

Die Konstruktion und die Planung jedes Boards benötigt ebenfalls viel Vorarbeit. So wurden die Shapes jedes Modells komplett überarbeitet, wobei Aspekte wie Ergonomie und Fahrgefühl wesentlich waren. So entstanden Produkte, die sowohl optisch als auch technisch überzeugen. Bis vor zwei Jahren wurden die Bretter noch inhouse produziert. Mit dem zunehmenden Wachstum traf man die Entscheidung, sich intern auf den Vertrieb und die Entwicklung in Form einer Prototypen-Werkstatt zu fokussieren.

Die eigentliche Serienproduktion wurde in die Nachbarschaft verlagert: in eine größere befreundete Werkstatt, deren räumliche Ausstattung und technische Ausrüstung optimalere Bedingungen bietet. Durch diese regionale Kooperation entstand eine Manufaktur für Boards im Leipziger Westen, die das lokale Produkt möglich machte und von allen Beteiligten profitiert.

Der Wert von Lernprozessen & einfach mal ausprobieren

Lernprozesse wie dieser sind typisch für Bastl Boards und Sebastian, der sich selber als Autodidakt bezeichnet. Mit 18 Jahren baute er sein erstes Skateboard zusammen mit einem Gitarrenbauer. Während seines geisteswissenschaftlichen Studiums in Würzburg ergab sich die Möglichkeit in einer Werkstatt für Snowboards mitzuwirken und tiefere Einblicke in den Bau zu gewinnen. Basierend auf seiner langjährigen Begeisterung für das Fahren von Boards und deren Verbesserung ging sein Interesse bald auf den Bau eigener Modelle für feste Untergründe über. Als die Nachfrage nach seinen Boards stieg, fiel 2011 die Entscheidung, den Weg der Selbstständigkeit zu gehen. Longboards waren zu diesem Zeitpunkt noch ein Nischenprodukt und boten den passenden kreativen Freiraum für seine Ideen.

Im Trial and Error Verfahren entstand dann über die Jahre das spezifische Wissen, wie sich ein gutes und benutzerfreundliches Longboard bauen lässt. Die heutigen Konstruktionen basieren wesentlich auf den beiden Komponenten Basalt und Bambus. Beides sind Materialien, die bewusst auf Grund ihrer umweltfreundlichen und nachhaltigen Eigenschaften ausgewählt wurden. Durch die Materialien sind die Boards im Vergleich wesentlich leichter und bieten ein besseres Fahrgefühl, was in der Rainbow-Kollektion erstmalig auch bei einem Skateboard verarbeitet wurde. Die Entscheidung für Leipzig fiel Sebastian nicht schwer: Stadtgröße, Gründerzuschuss und das Fehlen eines stadteigenen Longboard-Hotspots machten die Stadt für ihn attraktiv.

Internationalisierung und neue Herausforderungen

Der Aufbau und Erhalt des Unternehmens ist nach wie vor harte Arbeit. Dies ist unter anderem großen Wettbewerbern geschuldet oder auch rechtlichen Fragen, die sich aus dem internationalen Vertrieb und ausländischen Märkten ergeben. Mit der Shredderei wurde ein Raum geschaffen, der wesentlich auf Offenheit und Vertrauen basiert - ein Ansatz, der auf dem internationalen Markt Probleme verursacht, die das Unternehmen vor finanzielle Herausforderungen stellt.

Trotz dieser Schwierigkeiten gehört Bastl Boards mittlerweile gerade auf dem Gebiet der Longboards zu den großen Marken und hat seine Abnehmer gefunden. Die Fokussierung auf einen Boardtyp oder eine Marke lehnt Sebastian ab, denn das passt nicht zur Unternehmensphilosophie von Bastl Boards bzw. zu der Kultur, die im Tapetenwerk über die Jahre entstanden ist.

Rückblickend würde sich Sebastian selbst den Tipp geben, etwas zu studieren, dass weniger speziell ist als europäische Ethnologie bzw. sich generell etwas mehr Gedanken über den beruflichen Weg zu machen. Die Entscheidung Boards zu bauen, fiel nicht zuletzt weil er Spaß daran hatte. Wobei es ebenso schade ist, dass solche Lebenswege in der Gesellschaft nicht die gleiche Anerkennung erfahren, wie geradlinige Ausbildungen.

Bastl Beans und Bastl Family

Neben den Boards ist Kaffee ein ganz großes Thema in der Shredderei und ein zweites Herzensprojekt. Sebastian’s Bruder ist seit 2007 Entwicklungshelfer in Uganda und hilft vor Ort bei dem Aufbau einer Schule und dem Support der Kaffeebauern. Durch ihn entstand eine Kooperation mit der hiesigen Shredderei, sodass seit gut zwei Jahren die eigene Kaffeebohne “Bastl Beans” in Leipzig verarbeitet und verwendet wird, deren Ursprung bis zum Produzenten nachvollzogen werden kann.

Die Bastl Board Family umfasst neben Sebastian konkret noch den Azubi Lars, dessen Leidenschaft für das Bauen der Boards immerhin so weit ging, dafür sein Medizinstudium zu beenden, sowie seinen Praktikanten, der im Rahmen seiner Ausbildung an der FOS einen Zwischenstopp eingelegt hat. Unkonkret fasst die Family allerdings weit mehr Leute, die alle wesentlich zum offenen, positiven und werteorientierten Charakter der Shredderei beitragen.

Wer sich gern auf ein rollendes Brett stellt und dabei Spaß hat, ist jederzeit willkommen - ganz nach dem Motto "Go shred - it's all about a big smile".

 

3 Fragen an Sebastian Mühlbauer

Seit wann bist du in Leipzig?

Ich bin seit 2011 in Leipzig. Damals bot die Stadt einfach gute Voraussetzungen für die Longboard-Idee.

Warum gerade Leipzig?

Leipzig ist sehr lebenswert und die Entscheidung hierher zu kommen und hier zu gründen, würde ich wieder treffen.

Dein Leipzig-Geheimtipp?

Natürlich kann ich jedem ganz besonders die Shredderei empfehlen. Der perfekte Ort zum Entspannen, Kaffee trinken und Austausch. Die tolle Atmosphäre wird jedem gefallen.